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Dieser ehemalige Dirigent hat ein Facebook für Reiche gegründet

Bei Netropolitan kostet die Registrierung 9.000 Euro. Wir haben mit Erfinder James Touchi-Peters gesprochen.

Wenn es etwas gibt, dass reiche Menschen noch mehr lieben, als Geld zu haben, dann ist es, über Geld zu reden—mit anderen Menschen, die ebenfalls über einen ordentlichen Haufen Kohle verfügen, versteht sich. Deswegen gibt es Country Clubs, Golfplätze, Gentleman’s Clubs und, jetzt auch, ein exklusives soziales Netzwerk namens Netropolitan, bei dem die Beitrittsgebühr 9.000 US-Dollar (rund 7.000 Euro) beträgt. Die Erneuerung der Mitgliedschaft kostet in jedem Folgejahr weitere 3.000 US-Dollar (2.300 Euro). Dort kannst du dann genüsslich über „gute Weine, schicke Autos und lukrative Geschäftsentscheidungen [diskutieren], ohne eine Wertung“ von Außenstehenden befürchten müssen zu müssen—was zugegebenermaßen eher wie das klingt, was sich normale Menschen unter den liebsten Freizeitbeschäftigungen reicher Menschen vorstellen, als das, was reiche Menschen tatsächlich machen.

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Das soziale Netzwerk ist das geistige Kind von James Touchi-Peters, dem ehemaligen Dirigenten des Minnesota Philharmonic Orchestra, der zu meiner Verwunderung anscheinend genug Geld macht, um als wohlhabend zu gelten. Neben ihrer Exklusivität besteht der größte Anreiz der Seite wohl in ihrem Versprechen, komplett werbefrei und unzugänglich für Nichtmitglieder zu sein. Nachdem die Seite diesen Dienstag endlich online gegangen ist, habe ich James angerufen. Ich wollte herauszufinden, ob es sich hierbei tatsächlich um eine tolle Idee für reiche Menschen handelt, oder ob es nicht einfach nur eine noch viel bessere Idee ist, um die aufstiegsversessene Mittelschicht um 9.000 US-Dollar zu erleichtern.

VICE: Am Dienstag ist Netropolitan also offiziell gestartet.
James Touchi-Peters: Das ist korrekt.

Wie war die Rückmeldung bislang?
Sie hat unsere Erwartungen übertroffen. Ich würde sagen, dass unser Geschäftsmodell ziemlich einzigartig ist, und allein deshalb hatten wir schon einiges an Aufmerksamkeit erwartet, aber das hier definitiv nicht—wirklich nicht.

Sehr gut. Was wird euer Geschäftsmodell denn erfolgreich machen?
Die ganze Geschichte begann damit, dass ich auf meinen Geschäftsreisen gerne bei gesellschaftlichen Events dabei sein wollte, auf denen ich Menschen wie mich treffe. Ich weiß, dass das eine sehr arrogante Aussage ist, aber ich bin eben ein Orchesterdirigent und irgendwann musste ich mir einfach eingestehen, dass mein Leben sich gravierend von dem der meisten anderen Menschen unterscheidet. Ich suchte also im Internet nach einem Ort, an dem ich mich mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und einem ähnlichen Hintergrund kurzschließen kann, aber ich konnte nichts derartiges finden.

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Als ich dann nachforschte, um zu entscheiden, ob das Konzept tatsächlich rentabel war, gab es eine Sache, die mich wirklich schockierte—und ich bin immer noch schockiert darüber. Es gibt (kein soziales Netzwerk), die eine so hohe Gebühr erhebt, dass sie bestimmte Leute einfach aussiebt. Ich bin immer noch erstaunt darüber, dass das zuvor niemand versucht hat.

Warum denn 9.000 und nicht 50.000 US-Dollar?
Wir haben uns zwei Jahre lang mit dieser Frage beschäftigt. Unsere finale Logik war dann: Wir wollen einen Betrag haben, der hoch genug ist, um die meisten Leute abzuschrecken, die nicht zu unserer Zielgruppe gehören. Der Betrag soll gleichzeitig aber auch niedrig genug sein, um unsere Zielgruppe nicht zu vergraulen. Unser Geschäftsmodell ist ja schließlich noch sehr neu. Ich habe jetzt schon von einigen Menschen zu hören bekommen—und das wird dich vielleicht verwundern—, dass sie nicht glauben, dass der Betrag hoch genug ist.

Ich weiß jetzt nicht, ob du weißt oder nachgeforscht hast, wie hoch die Mitgliedsbeiträge für Social Clubs oder Country Clubs in der realen Welt sind, aber die meisten von ihnen verlangen ein Vielfaches von dem, was wir einfordern. Wir dachten uns aber, dass wir diesen Weg nicht wirklich einschlagen können, da unser Geschäftsmodell für das Internet eben neu ist. Es gab hier und da noch einige andere Anpassungen, aber am Ende war das unsere Formel, mit der wir auf den Betrag von 9.000 US-Dollar gekommen sind.

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Ich habe mir die Seite genauer angeschaut und ihr legt offensichtlich einen großen Wert auf Privatsphäre. Wenn die Mitgliedschaft aber privat ist, woher weiß ich dann, welche meiner Freunde schon auf der Seite sind, bevor ich mich selbst anmelde? Oder ist das so gedacht, dass man auf die Seite geht und dort wohlhabende Menschen trifft, die man gar nicht kennt?
Die Idee der Seite ist—und das ist mir erst diesen Morgen aufgefallen; ich muss mir unbedingt die Sales-Seite anschauen, weil ich mir nicht sicher bin, ob es da überhaupt steht—dass es ein typisches soziales Netzwerk ist. Mit dem Unterschied, dass wir nicht die Freunde-Methodik benutzen, durch die Menschen in der Regel lediglich ihre bestehenden sozialen Beziehungen bestätigen, sondern die Follower-Methode. Wir gehen davon aus, dass sich die meisten bei unserer Seite anmelden, um neue Menschen kennenzulernen.

Es ist also mehr wie Twitter.
Wir gehen davon aus, dass die meisten Menschen der Seite nicht beitreten werden, um mit ihren Freunden zu sprechen, sondern um sich mit neuen Menschen zu vernetzen, die sie noch nicht kennen.

Im Internet steht, dass du mit einer Gruppe von Mitgliedern gestartet bist. Wie hast du diese Mitglieder denn ausgewählt?
Das waren Freunde von Freunden von Freunden. Wir haben dazu noch diverse Organisationen kontaktiert—einige Social Clubs aus der realen Welt und ähnliche Vereine—und den Leuten dort eine kostenlose Probemitgliedschaft angeboten. Diese Personen sind quasi schon vorqualifiziert und verbürgt, weswegen wir sie auch gerne bei unserem Service dabei haben. Jetzt, da bei uns auf der Seite aber Mitgliedschaften auch gekauft werden können, werden wir ab jetzt nicht mal mehr darüber sprechen, wie viele Personen sich in dem Netzwerk befinden. Bis Dienstag haben wir das noch gemacht, aber jetzt wird das nicht mehr passieren.

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Besteht nicht irgendwo auch das Risiko, dass jeder, der 9.000 US-Dollar zusammenbekommt—zum Beispiel irgendeine Klatschseite—einfach alle Mitglieder sehen kann und dann eine Liste veröffentlicht? Gibt es keine Sicherheitsbedenken?
Das könnte passieren. Wir würden unsererseits aber niemals bestätigen oder verneinen, ob jemand Mitglied ist oder nicht. Also ja, wir sind uns bewusst, dass etwas Derartiges passieren kann. Manche Menschen haben auch gesagt „Na ja, 9.000 US-Dollar werden vielleicht nicht ausreichen, um eure Zielgruppe wirklich auszusieben.“ Ich bin aber der Meinung, dass jeder Mitglied sein kann, solange er den Mitgliedsbeitrag bezahlt, sich im Netzwerk engagiert, sich benimmt und sich nicht wie ein Idiot verhält.

Über was für eine Zielgruppe sprechen wir denn? Ich kann mir vorstellen, dass sich Milliardäre nicht gerade um Millionäre scheren. Wie hoch sollte das Einkommen mindestens sein, um der Seite beizutreten?
Die Antwort auf diese Frage ist etwas ausführlicher, aber ich werde sie trotzdem beantworten. OK, bei meinen Nachforschungen zur Machbarkeit des Konzepts habe ich mich etwas über die weltweite Verteilung von Reichtum informiert. Hier sind ein paar Zahlen für dich: Von 200 Menschen auf diesem Planeten macht einer mehr als eine Millionen Dollar pro Jahr. Das ist ein halbes Prozent der Weltbevölkerung. In den vereinigten Staaten ist es einer von 50. Die Menschen hier reden von den 1 Prozent, tatsächlich sind es aber 2 Prozent. Und dann ist da noch diese andere Sache, die ich bei meinen Recherchen gelernt habe. Es gibt auch bei Reichtum verschiedene Schichten und sie unterscheiden sich stark voneinander. Wenn man unten anfängt, kommt erst der „Massenwohlstand“.

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Das sind Menschen, die weniger als eine Millionen Dollar im Jahr verdienen, sich aber trotzdem sehr gut machen und gerne Geld ausgeben. Darüber kommt dann das, was ich—es gibt keinen offiziellen Begriff dafür—die „Working Rich“ nenne. Das sind Personen, die mehr als eine Millionen Dollar im Jahr verdienen, aber über kein substantielles Vermögen verfügen. Entweder weil sie gerade erst damit angefangen haben, oder nichts zurücklegen. Beide Gruppen geben gerne viel von ihrem Geld aus. Danach kommen dann die Menschen, die über flüssiges Kapital im Wert von mehr als fünf Millionen US-Dollar verfügen. Das sind, was die meisten Menschen, die „echten Reichen“ nennen. Dann gibt es noch die „Superreichen“. Das sind Menschen mit mehr als 30 Millionen Dollar flüssigem Kapital. Von denen gibt es weltweit 200.000 und ein Teil davon sind die 15.000 Milliardäre auf unserem Planeten.

Wir haben beschlossen, dass unser angestrebter Marktbereich zwei Gruppen umfasst: Einmal die „Working Rich“, da die meisten dieser Menschen, auch wenn sie hohe Einkommen haben, trotzdem jeden Tag zur Arbeit erscheinen müssen—und der Großteil von ihnen arbeitet sehr hart. Die andere Sache, die wir bei unseren Nachforschungen festgestellt haben, ist die, dass es eine ganze Menge ziemlich reicher Menschen gib—nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt—die in kleineren Dörfern oder Städten leben, in denen es manchmal überhaupt keine Art von sozialem Netzwerk gibt. Also in der realen Welt. Sie haben in ihrer direkten Nähe sehr wenige Menschen in ihrem Einkommensbereich. Wir denken, dass dies ein Geschäftsmodell ist, von dem gerade diese Menschen profitieren können. Es würde ihnen eine soziale Plattform bieten, die sie in ihrem täglichen Leben nicht haben.

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Wir sprechen also von Menschen, die mindestens Millionäre sind?
Ja, genau. Und es gibt weltweit über 30 Millionen Menschen, die mehr als eine Millionen US-Dollar im Jahr verdienen. Ich hoffe, du kannst jetzt nachvollziehen, wie ich beim Betrachten dieser Zahlen zu dem Schluss gekommen bin, dass wir es hier mit einem unberührten Markt zu tun haben. Wenn du dazu noch die Tatsache berücksichtigst, dass bislang, wie ich zuvor schon gesagt habe, niemand versucht hat, dieses Geschäftsmodell, dass offline so gut funktioniert, online zu etablieren, wurde die ganze Sache irgendwann für mich selbstverständlich.

Kann man seinen Account wieder deaktivieren und sein Geld zurückbekommen, wenn einem die Seite nicht gefällt?
Das Ganze läuft so: Die Aufnahmegebühr wird von uns unter keinen Umständen erstattet. Das liegt daran, dass wir es vermeiden wollen, dass jemand das Geld bezahlt, um in unser Netzwerk zu kommen, und sich dann so daneben benimmt, dass wir die Person wieder runterschmeißen müssen und die dann ihr Geld zurückbekommt. Wir machen das so: Sobald du beitrittst und im Folgejahr deinen Mitgliedsbeitrag nicht zahlen möchtest, kann deine Mitgliedschaft unterbrochen werden. Sie wird niemals richtig aufgelöst. Hast du einmal die Aufnahmegebühr bezahlt, wirst du für immer Mitglied bleiben. Du kannst deine Mitgliedschaft also aussetzen, indem du deinen Jahresbeitrag nicht zahlst, aber wenn du sie wieder aufnehmen möchtest, sind wir gerne zur Stelle. Sobald du die Aufnahmegebühr bezahlt hast, bist du Mitglied auf Ewig.

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Warum die Altersbeschränkung von 21 Jahren? Reich ist doch reich. Hast du je von den Rich Kids auf Instagram gehört?
Oh ja, das habe ich. Der Grund dafür ist einfach, dass sich die Gesetzgebung auf der Welt bezüglich Minderjährigkeit unterscheiden. Einer unserer Mitarbeiter meinte außerdem, dass es komisch wäre, wenn wir 18- oder 19-Jährige dabei hätten und jemand über alkoholische Getränke reden würde. Das ist, wenn du dich in dieser Altersklasse befindest, natürlich illegal in den Vereinigten Staaten. Beide Sachen sind also der Grund für die Altersbeschränkung von 21 Jahren.

Werdet ihr Erwachseneninhalte erlauben—also abgesehen von Alkohol? Pornografie oder Ähnliches?
Wir haben uns damit nie wirklich auseinandergesetzt, aber ich schätze, nein. Ich muss sagen, dass die Frage zuvor noch nie aufgekommen ist. Ich muss mich damit jetzt wohl auseinandersetzen. Wir haben das noch nicht besprochen, aber ich schätze, dass wir das nicht erlauben werden, weil ich der Meinung bin, dass Pornografie auf andere Menschen abschreckend wirken kann.

Wie lange habt ihr an der Seite gearbeitet, bevor sie online ging?
Ich habe zwei Jahre Nachforschungen betrieben, um persönlich zu entscheiden, ob das Konzept rentabel ist. Von dem Zeitpunkt an, an dem ich mich dafür entschieden hatte, haben wir noch einmal zwei Jahre an der technischen Umsetzung gearbeitet. Insgesamt also vier Jahre.

Ich habe mir eben das Backend der Seite angeschaut und sie scheint auf WordPress zu basieren, was … Ich bin mir nicht sicher, ob das für die Nutzer nicht Bedenken mit sich bringt. Ist WordPress sicher genug? WordPress scheint mir eine ziemlich gewöhnliche Blog-Plattform zu sein, um einen Millionärsclub darauf aufzubauen.
Ich kann leider nichts zu der Plattform sagen, die wir für das Design benutzt haben. Ich kann aber sagen, dass wir der festen Überzeugung sind, dass sie sicher ist. Das ist alles, was ich sagen kann.

Ein Screenshot des Backends der Seite, die ganz offensichtlich mit WordPress gemacht ist.

Du ordnest dich selber in die Kategorie des wohlhabenden Schickeria-Typen ein. Was ist das Teuerste, das du besitzt?
Ich sag dir mal was: Du hast diese Frage dem Falschen gestellt. Ich mag Dinge nämlich nicht. Ich gehöre eher zu der Sorte Mensch, die Erfahrungen kauft. Ich mag Dinge überhaupt nicht. Das ist aber nur eine persönliche Sache. Ich bin Musiker und ich kauf wirklich, wirklich gerne Erfahrungen. Verhältnismäßig gesehen—jeder spricht darüber nur in Verhältnissen—lebe ich relativ bescheiden und bewusst. Dinge gefallen mir nicht. Ich habe aber auch nichts gegen Menschen, die das tun.

Vor einigen Jahren hatte ich mit meiner Frau einen großen Streit darüber, ob Aston Martins überhaupt existieren sollen. Ich möchte keinen, aber ich bin glücklich, dass es sie gibt, weil andere Menschen sie kaufen. Ich sehe sie als fahrende Kunstwerke. Meine Frau war nicht der Meinung, dass sie überhaupt existieren sollten. Wenn du mal eine gute Bar-Unterhaltung brauchst, kannst du das Thema gerne anbringen.

Ich habe ein wenig über dich recherchiert. Du warst mal DJ, ein weltbekannter Komponist und an einer relativ kontroversen Situation bei den Minnesota Philharmonikern beteiligt. Wie kam der Wechsel ins Unternehmerische?
Ich habe tatsächlich schon 20 Jahre lang eine kleine Software-Firma besessen. Sie ist jetzt nicht wirklich Teil meiner öffentlichen Person und ich habe sie auch nicht in meinem Lebenslauf angeführt, weil ich der Meinung bin, dass sie nicht zu meiner musikalischen Arbeit passt. Tatsächlich habe ich so was aber schon einige Jahre lang gemacht. Ich habe an diversen Projekten gearbeitet, die ziemlich bekannt waren, von denen du aber nicht weißt, dass ich daran beteiligt war. Ich werde dir auch jetzt nicht sagen, welche das waren. Die Sache ist also nicht wirklich neu für mich. Ich mache so etwas schon relativ lange.