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Popkultur

Das /slash Filmfestival wird 5 Jahre alt und wir würden dort gerne für immer leben

Lloyd Kaufman, Fickphantome und Wiener Kettensägen. Die besten Gründe warum das 5-jährige /slash Filmfestival unverzichtbar geworden ist.

Dem wächst dieses Jahr bereits die fünfte Zitze am Geburtstags-Euter, unter dem sich die jubelnden Massen begierig um ein paar Spritzer Horror-Cool-Aid anstellen. Noch nie haben wir uns so gefreut, dass ein Festival noch existiert—und das ein Hort des zeitlich begrenzten Kinowahnsinns sogar noch mehr boomt und wächst und gedeiht als jemals zuvor. Gratulation!

/slash Filmfestival

Am 18.9. startet das diesjährige /slash mit der Premierenfeier von Ulrich Seidls Im Keller (20:00) im Gartenbaukino. Über 10 Tage hinweg wird dann täglich das Filmcasino bespielt mit erlesenen Film-Highlights, die man geballt und in dieser Form auf keiner anderen Leinwand zu Gesicht bekommen würde.

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So müssen wir auch in diesem Jubiläumsjahr des /slash bemerken, dass es mittlerweile einfach ein unverzichtbarer Pflichttermin für Liebhaber des weirden Genre- und Trash-Kinos geworden ist. Beim ersten Blick auf das aktuelle Programm konnten wir angesichts dieser Gäste und Filme im Affekt gar nicht anders als mit schleimerischen Lobhudeleien und Gratulationen um uns zu werfen.

Aber wir meinen es auch so. Im Gespräch mit den Veranstaltern kam schnell die Idee auf, uns direkt in einem Bett aus alten Popcorn und Wodkaflaschen im Filmcasino einzunisten. Fuck, wir würden wirklich am liebsten im /slash wohnen. Hier sind also die unwiderlegbar besten Gründe gegen unsere cineastische Bettflucht.

Gstettnsaga: The Rise of Echsenfriedl (20.9. – 15:00)

Vorfilm: Wiener Kettensägenmassaker

Wenn du Horrofilme oder Metal Konzerte in der Arena magst, ist dir Martin Nechavatal sicher schon mehrmals über den Weg gelaufen. Der Typ mit den langen Haaren sitzt bei ausnahmslos jedem guten Film (und ehrlich gesagt auch bei den schlechten) vom Roger Corman Special der Viennale über Horror Klassiker im Filmmuseum bis natürlich zum Slash irgendwo neben dir im Saal. Außerdem hat er die Spezialeffekte für Elmar Weihsmann gemacht, ist Österreichs größter Carl Andersen Spezialist, dreht natürlich selbst auch Filme (worauf dich dieser viel zu lange Text eigentlich hinweisen sollte) und hatte er eine eigene Horror-Reihe im MQ, die von monochrom präsentiert wurde. Womit uns eine elegante Überleitung zum Hauptfilm gelungen ist, den ihr euch natürlich auch anschauen solltet, wenn ihr kranken, österreichischen Film mögt.

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Afflicted (20.9. – 23:00)

Found Footage ist ja ein Genre, das sich, wie man an den Gänse häutenden Paranormal Activity-Filmen oder an Innovationen wie Chronicle erkennt, immer wieder neu erfinden muss. Warum filmt immer irgendein Idiot die Cloverfield-Monster oder andere Horrorszenen mit? Ist das ein tiefsitzender Dokumentationstrieb wie bei Trollhunter und warum fällt die Kamera wirklich nie auf die Linse, sondern zeigt uns immer die schrecklichsten Eindrücke im verdrehten Bild. Aber wir, das geneigte Publikum, lässt in diesen Fragen schon auf fast alles ein.

Afflicted macht einem die Akzeptanz seiner erzählten Welt erstaunlich einfach und man steigt auf die Geschichte der beiden jungen Typen, die eine Weltreise mit allumfassender Videodokumentation planen, ein wie ins Auto eines Fremden mit tollen Süßigkeiten. Ich will den Aufhänger des Films, der ab der Hälfte aufbricht wie Satans Eiterbeule, echt nicht verraten, da der Twist die Hälfte des Spaßes ist. Ich verspreche nur, euch erwarten die besten Besteigungen von Hausfassaden seit Batman hält die Welt in Atem.

Toxic Avenger & Poultrygeist (20.9. auf 21.9. – 1:00 Doublefeature)

Das Schöne an Troma-Filmen ist ja, dass es sie gibt. Das klingt zuallererst mal nach „Nona" und „Zurück zum Wetter", aber wenn man sich erst mal ein bisschen durch die Filmographie des fetzig sinnbefreiten Produktionshauses schaut, wird schnell evident, dass ein jeder Troma-Streifen aus eineinhalb Stunden Unmöglichkeit besteht. Im Fall von Toxic Avenger, dem definitiven Klassiker ist im Gegensatz zu A Nymphoid Barbarian from Dinosaur Hell nicht nur der Trailer lustig, sondern das gesamte Setup—denkt an: Phantom der Oper trifft Fitness-Nazis auf der atomaren Müllhalde. Lustiger ist eigentlich nur, dass es dazu aus unpackbaren Gründen auch mehrere Theater-Versionen und inzwischen sogar ein Broadway-Stück gibt (und die New York Times dieses völlig ironiefrei besprochen hat).

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Poultrygeist: Night of the Chicken Dead strapaziert das Humor-Gewebe der Zuschauerschaft noch ein bisschen weiter, bis einem die Gedärme gegen Ende in einer Orgie aus Fast-Food-Kritik und geflügeltem Splatter-Gore aufplatzen, bei der neben psychedelischen Bad Taste-Montagen auch ein schwuler mexikanischer Chickenburger eine gewisse Rolle spielt. Dass Regisseur Lloyd Kaufman (der übrigens einen kurzen Cameo-Auftritt in Guardians oft he Galaxy hat) auch noch Ehrengast des diesjährigen Slash ist, verstärkt noch den Schauzwang gegenüber diesem Double-Feature. Wer wegbleibt, hat Angst und mag keinen Spaß.

The Tale of Princess Kaguya (21.9. – 14:00)

Endlich haben wir wieder die Gelegenheit, einen hochkarätigen Anime aus dem Studio Ghibli auf der großen Leinwand zu sehen. Das Genre wird ja immer noch von vielen als Ansammlung von Perversität oder Kindereien—oder beidem— eingestuft und wir freuen uns dann natürlich besonders über The Tale of Prinzessin Kaguya von Isao Takahata. Das ist der Mann, der unter anderem für Kindheitsflashbacks wie Heidi verantwortlich ist und uns mit Grave oft he Fireflies alle zum Weinen gebracht hat—ohne Scheiß, es geht nicht trauriger.

The Tale of Prinzessin Kaguya basiert auf der ältesten überlieferten japanischen Märchen-Erzählung namens Die Geschichte vom Bambussammler. Ein Zeichenstil, der an die Anime-Sequenz aus Kill Bill: Vol. 1 erinnert, erweckt diese fantastisch-bezaubernde Geschichte der winzig kleinen Mondprinzessin Kaguya schon zum herzerweichendsten Leben. Sie fällt zur Erde und wird von einem gewöhnlichen Bambusbauern aufgesammelt. Bei diesem Himmelssturz muss man gleich an Laputa—Das Schloss im Himmel denken, auch ein fabelhafter Ghibli-Film. Muss-noch-viel-mehr-Anime-schauen!

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The Babadook (21.9. – 20:30)

Mit der Perspektive eines Kindes und Gruselgeschichten, die es sich aus einem Kinderbuch zusammenreimt, kriecht dieser Film unter die mentale Decke deines Wohlfühlbereichs. Die Vorfreude auf diesen komischen Masochismus, sich endlich wieder einmal richtig zu fürchten, dürfte hier nicht enttäuscht werden. Denn der 6-jährige Samuel und seine verwitwete Mama werden nicht nur von bösen Träumen geplagt.

Die Kindergeschichte ist wie auch Clowns, wie Puppengesichter oder das Konzept vom Monster unterm Bett purer Schrecken, und zwar auf eine elementare unzähmbare Art und Weise. Alleine beim Gedanken, dass irgendwann vielleicht einmal das prä-pädagogische, perverse, sadistische Buch Struwwelpeter & Co verfilmt werden könnte, stellen sich alle Nackenhaare auf.

Inside (22.9. – 23:00)

INSIDE (oder „À l'intérieur", wie ich es gerne sinnlich meiner Freundin ins Ohr flüstere, um durch den Film verursachte Traumen zu reaktivieren) darf in einem Atemzug mit den bekannteren Genregeschwistern Haute Tension und Martyrs genannt werden und kann diesen sogar in Punkto exzessiver Gewaltdarstellung das Wundwasser reichen. Im Mittelpunkt steht die schwangere Fotografin Sarah Scaringella, die vor ein paar Monaten ihren Mann bei einem schweren Autounfall verloren hat.

Eines Nachts taucht eine mysteriöse Fremde vor ihrem Haus auf, die ein ganz besonderes Interesse an Sarahs „inneren Werten" hat und sich trotz Androhung von Polizei nicht mehr abschütteln lassen will. Die Handlung steigert sich simultan mit dem Blutverlust der Darsteller und wie in Requiem for a Dream wird erstmal alles schlimmer, bevor es noch schlimmer wird. Doch bevor wir mit unserem Gespoile noch eure Vorfreude abtreiben, schließen wir lieber mit einem ernstgemeinten Rat ab: für Schwangere und Kinder unzugänglich aufbewahren, alle anderen sollen sich das bitte unbedingt ansehen.

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Livide (23.9. – 18:00)

Eine alte Villa, eine noch ältere, reiche Frau, die dort seit Jahren (auf eigenen Wunsch von creepy Maschinen am Leben gehalten) im Koma liegt und eine Bande Teenies, die es für das Vernünftigste hält, spätnächtlich in besagte Villa einzubrechen, um sich deren sagenumwobenen Schatz unter den Nagel zu reissen. Die alte Schnarchtasche wird's schon nicht merken, nicht mal dann, wenn man den Schlüssel zum abstrakten Kleinod direkt von ihrem Hals stibitzen muss. „Hervorragende Voraussetzungen für einen befriedigenden Horrorslasher", denkt ihr, und wir unterschreiben das mit unserem Blut. Denn Livid ist viel mehr als die Summe seiner Teile- liebevoll aufbereitet, vernünftig inszeniert und laufend von fantasievollen Überraschungen durchzogen. Das (zweifelsohne durch den Untertitel „Das Blut der Ballerinas" hervorgerufene) Lachen wird euch vergehen, wenn das geweckt wird, was da schon seit Ewigkeiten in dieser Villa schlummert.

VICE präsentiert: It Follows (26.9. – 20:30)

Regisseur David Robert Mitchell nimmt klassische Genre-Tropen und bastelt schon bei

mit cinematographischer Eleganz und erstaunlich wenig Blut kleine augenzwinkernde Sinnbilder voller Allegorien daraus. Da es zur Zeit keinen offiziellen Trailer zu It Follows gibt und nur wenige Eindrücke aus dem Film, sind sogar manche der Veranstalter mehr als gespannt auf dessen nahenden Psychoterror.

Der Plot verspricht so etwas wie einen durch Sex weitergegebenen Fluch. Wenn man infiziert wurde, gilt es schnell ein neues Opfer zu finden um der Bedrohung eines düsteren „Fickphantoms", das alle deine Urängste verkörpern kann, zu entkommen. Der böse Geist kann zwar nur langsam gehen, aber dafür bleibt er niemals stehen. Geschickte Plansequenzen und eine verfluchte Maika Monroe machen It Follows zum spannendsten Screening des /slashs—und nicht nur weil Teenies aus Todesangst jemanden zum Ficken suchen werden.

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Der beste Grund für einen /slash-Besuch überhaupt: Wir verlosen 10x2 Karten für It Follows. Einfach eine Mail an win@vice.at mit „It Follows" im Betreff.

ABCs of Death 2 (27.9. – 20:30)

Wenn man vom ersten Teil ausgehen darf, sind auch hier wieder 26 Regisseure aus aller Welt dazu beauftragt worden, wunderbar grausige Kurzfilme zu basteln. Von „A"bartigkeiten, über „B"estien bis „Z"erfall darf man sich sicher wieder auf einige , abstrakte Mindfucks einstellen—vielleicht sogar auf eine MILF oder zwei. Alles in allem wirkt diese Compilation aus irrsinnigen Shorts wie ein repräsentatives Kondensat des /slash Filmfestivals.

Kommt auch dieses Jahr wieder vorbei und bekehrt eure Freunde, dass es Filmfestivals nicht nur gibt um die elitär intellektuellen Partner zu beeindrucken oder bei Arthaus einzuschlafen. Mit dem Segen von Lloyd Kaufman—und über ein paar Ecken von Udo Kier—könnte das diesjährige /slash Filmfestival unter keinem besseren Todesstern stehen.

See you there, boys and ghouls!

Gesamtes Bildmaterial (c) /slash Filmfestial 2014