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Interviews

Interview und Video: Sea Wolf hat sich an Twilight verkauft!

Sea Wolf vertickt seine Songs an Serien und Filme, die er nie gesehen hat und finanziert sich darüber ein Fahrrad, um in Los Angeles ein wenig aufzufallen.

Alex Brown Church ist das Mastermind hinter der Band Sea Wolf. Also eigentlich ist er der Sea Wolf, der den Hipstertraum von einer Musikerkarriere im unbekannten Künstlerviertel L.A.s lebt, wo alle Fahrrad statt SUV fahren und so tun, als wäre L.A. nicht die Ausgeburt der Hölle, sondern so etwas wie Portland mit Sonne. Aber der Seewolf macht richtig nette Musik. Den Namen hat er von Jack London's gleichnamigem Buch. Er macht sogar so nette Musik, dass die Macher von Twilight ihn dazu gezwungen haben, einen seiner Lullabys an sie zu verkaufen. Von schrecklichen Ex-Knackis auf Tour, seiner Liebe zu Festplatten, sowie seiner Faszination für das Nichts singt er uns hier.

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Noisey: Hi Alex! Ich habe gehört, du hast die Festplatte zerstört, auf der alle Audiodateien zu deinem neuen Album Old World Romance gespeichert waren? Wie ist das denn passiert?
Sea Wolf: Ich have Old World Romance hauptsächlich schon 2011 geschrieben und aufgenommen. Aber aus irgendeinem Grund habe ich mich geweigert, ein Back-Up zu erstellen. Als ich mit dem Schreiben fertig war, holte ich die Band ins Studio, um für die Aufnahmen zu proben. Doch mit der ganzen Band ist es da drin verdammt eng. Ich bin mit meiner Gitarre an die Festplatte gestoßen, die auf dem Aufnahmepult lag. Sie krachte auf den Boden, aber ich habe mir erst mal keine Sorgen gemacht. Doch als ich das Ding wieder anschließen wollte, ging nichts. Ich konnte gerade mal etwa 10% der Daten retten. Also habe ich das erste halbe Jahr 2012 damit verbracht, alles noch einmal von vorne zu schreiben. Du wirst es kaum glauben: Ich habe mittlerweile immer eine Back-Up-Festplatte.

Du lebst in L.A. Der Ruf der Stadt ist eher beschissen. Empfindest du das auch so?
Ich bin in Nordkalifornien aufgewachsen, wo die Anti-L.A.-Fraktion wahrscheinlich am stärksten ist. Es hat mich also schon Überwindung gekostet, hierher zu ziehen. Und noch mehr, mich mit der Stadt anzufreunden. Doch nach Jahren des Tourens und der Zeit, die ich währenddessen in anderen Städten verbracht habe, ist L.A. schon OK im Vergleich.

Wo wohnst du gerade in L.A.?
Ich lebe im Nordosten L.A.s, was wirklich anders ist als Hollywood oder die Westside. Die Leute haben da noch Bodenkontakt, verstehst du? Dort fahren sie auch mal mit dem Fahrrad und leben nicht nur in ihrer Karre wie im Rest der Stadt. Hier bist du meilenweit entfernt vom Restglamour Hollywoods. Traditionell ist das hier ein Latino-Gebiet und im Moment ziehen immer mehr Künstler und Musiker hierher. Es sprüht also vor kreativer Energie hier. Ich wohne nahe den Bergen, es ist also hier sehr hügelig und bewaldet.

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Spiegelt sich L.A. in deiner Musik wider?
Es schwebt immer ein bisschen im Hintergrund. Die Songs auf Old World Romance sind vor allem von meiner Rückkehr an die Westküste beeinflusst, nachdem ich drei Jahre in Montreal gelebt hatte. Im Song „Kasper“ erwähne ich zum Beispiel „The Avenues“, was sich direkt auf mein Viertel in L.A. bezieht. Hier gibt es auch eine Gang namens The Avenues. Aber du wirst niemals das Wort „Hollywood“ in einem Sea Wolf Song hören!

Auf Old World Romance scheinst du das Wort Nothing eine Billionen Mal zu verwenden. Es gibt auch einen Song namens In Nothing. Bist du vom Nichts fasziniert?
Hm … Ja. Das ist eine sehr gute Frage. Ich bin kein Nihilist. Aber ich bin auch nicht religiös. Also stimme ich Teilen des Nihilismus wohl zu. Ich habe Zeiten schwerer Krankheit durchgemacht und einige meiner sehr engen Familienmitglieder sind gestorben. Ich muss mich immer wieder den Fragen nach Leben und Tod stellen und habe die Vorstellung von Nichts im absoluten Sinne schon sehr jung durchdacht. Und manchmal sucht mich das noch heim. Wie viel von Sea Wolf ist demnach nur Alex Church?
Die Songs sind zu 100% ich. Ich hole mir ein paar Musiker, um sie aufzunehmen und wir probieren ein paar Dinge aus. Live treten wir auch als Band auf. Aber die Quelle der Songs bin nur ich.

Du hast gerade erwähnt, dass du ein paar Jahre in Montreal—der Geburtsstadt von VICE—gelebt hast. Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten kulturellen Unterschiede zwischen Kanada und den USA?
Ich finde, dass die USA kulturell stärker vom Egoismus geprägt sind. Jeder für sich selbst. Vielleicht ist das so, weil Kanada eine viel kleinere Bevölkerung hat. Es gibt in Kanada auch ein besseres soziales System und ein stärkeres Gefühl für Gemeinschaft. Sobald du die Grenze zu den USA überschreitest, ist es schneller und rauer. Die Leute sind in Amerika eher dazu bereit, dich aus dem Weg zu stoßen. Aber ich liebe mein Land natürlich trotzdem.

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Bist du ein Riesenfan von Gossip Girl? Oder warum lässt du es zu, dass die deine Songs spielen?
Hmm… Komisch, dass du denkst, ich sei ein Riesenfan. Ich habe keine einzige Episode gesehen. Aber sie haben tatsächlich ein paar meiner Lieder verwendet.

Nicht nur an Gossip Girl, sondern auch an Twilight hast du deine Songs verhökert. Wie kam es dazu? Vampire Wolf eher?
Das kam wie aus dem Nichts. White Water, White Bloom war gerade veröffentlicht worden und die Twilight-Typen haben mich angerufen, weil sie den Song verwenden wollten. Ich hatte den ersten Teil nicht gesehen, doch sie brauchten sofort eine Antwort. Sie sagten auch, dass Thom York, Bon Iver und Grizzly Bear mitmachten, also habe ich sofort zugesagt. Erst danach habe ich gecheckt, was für ein Riesending das ist.

Was war denn das Schrecklichste, das dir jemals auf Tour passiert ist?
Während der Anfangsphase von Sea Wolf, spielte ich noch in einer anderen Band. Mit der sind wir so viel getourt. Was natürlich bedeutet, hauptsächlich auf den Sofas und den Fussböden Fremder zu schlafen. Die meisten dieser Orte waren für sich selbst schon Horrorgeschichten. Einmal wurde mir ein freundlicher Linoleumboden gespickt mit Katzenscheiße als Schlafplatz angeboten (ich habe im Van übernachtet). Ein anderes Mal wurden wir zu angeblich „rustikalen und romantischen Holzhütten in den Wäldern“ eingeladen. Was wir vorfanden waren vergammelnde Baracken vom Typ illegale Landbesetzung, die von Black-Metal hörenden Ex-Knacki-Anarchos behaust wurden (ich habe im Van übernachtet).

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Wenn Johannes auf Tournee eine vergammelte Baracke angeboten würde, wäre er sehr, sehr froh. Wo er stattdessen übernachten muss, beschreibt er bei Twitter: @JohnVouloir

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