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SEK-Mann trägt bei Neonazis beliebtes Symbol während Anti-Neonazi-Demo

Aber richtig empört reagiert die sächsische Polizei darauf nicht.
Beamte des SEK Sachsen | Symbolbild: imago | Robert Michael

Stell dir vor, du gehst in ein kleines veganes Café. Und du trägst dabei ein Kleid aus rohen Rindersteaks. Du kannst dir wahrscheinlich denken, dass das kein besonders cooler Move wäre. Am vergangenen Wochenende griff ein SEK-Beamter bei einer Demo gegen Rassismus mindestens genauso sehr daneben.

Im sächsischen Wurzen demonstrierten etwa 350 Menschen gegen Rassismus und rechte Gewalt, begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, samt mehrerer SEK-Einheiten. Als wären die hohen Sicherheitsvorkehrungen nicht schon seltsam genug gewesen, entdeckten Twitter-User auf Fotos später ein ungewöhnliches Abzeichen auf der Uniform eines der SEK-Beamten.

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Das Symbol stammt aus der nordischen Mythologie und zeigt einen der beiden Raben Odins. Das Abzeichen ist nicht verboten, wird jedoch innerhalb der Neonaziszene oft verwendet. Rechte Onlineshops verkaufen ähnliche Aufnäher in einer Reihe mit Reichskriegsflaggen- und "Landser"-Patches. Innerhalb der rechten Symbolik steht Odin unter anderem mit der mittelhochdeutschen Bedeutung des Namens Wotan für "Will Of The Aryan Nation". Auch die rechtsextreme Vereinigung Wotans Volk und die rechte Ordensgemeinschaft Odins Erben griffen darauf zurück. Damit verherrlichten sie wie schon die Nazis die vermeintliche Abstammung der deutschen von den Germanen. Dass das historischer Quatsch ist und sich "die Deutschen" in ihrer Geschichte aus vielen Völkern zusammensetzten, ist den rechten Freizeitmythologen anscheinend egal.

Während am Anfang noch unklar war, ob es sich bei den Bildern um Fakes handelte, hat die Polizei Sachsen inzwischen bestätigt, dass der Beamte damit gegen Vorschriften verstoßen hat.

Der Sprecher des Landeskriminalamtes, Tom Bernhardt, sagte gegenüber der Sächsischen Zeitung, dass es bisher keine Anhaltspunkte für eine Sympathiebekundung mit der rechten Szene gebe. Auch ein Antwort-Tweet der Polizei auf die Frage eines Users, "wird der rechtsradikale Polizist entlassen?", wirkt nicht so, als hielten die Beamten einen rechtsradikalen Bezug für wahrscheinlich.

Dennoch dürfen die Beamten keine nicht-offiziellen Abzeichen an ihrer Uniform tragen, die Polizei prüft jetzt, ob sie gegen den Beamten disziplinarische Maßnahmen erhebt. Dem SEK-Mann würde dann ein Verweis bis hin zur Aberkennung des Beamtenstatus drohen.

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