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Popkultur

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Die vier Stadien der Aufarbeitung – R.I.P. Internet

Internetanbieter sind ein riesengroßes Arschloch. Früher, als ich noch ein von Unschuld gezeichnetes Lämmchen war dachte ich, dass das nur sexuell frustrierte Wappler sagen die ihre halblegalen Pornos nicht mehr laden können, dann kam alles anders. Geschlagene einendhalb Monate war unser trautes Heim Internetlos weil keiner der sieben (!) Techniker die uns besucht haben wussten was schief läuft. Wir sahen Bauarbeiterdekolltees, mussten uns schmutzige Witze anhören und einen Schulterzuck-Kanon begleitet von „Jo i woaß a ned..“ ansehen. Diese Zeit war eine emotionale Achterbahn für meine Mitbewohnerin und mich. Wie das ablief kann man in vier Phasen einteilen.

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SCHOCK/VERNEINUNG

Wir nehmen unsere Umwelt kaum noch wahr, wissen nichts mit uns anzufangen. Das Mantra, dass sich in unseren Köpfen abspielt: „Das ist alles nur ein böser Traum. Morgen Früh wird alles wieder okay sein. Alles.“ Am Tisch sitzen wir uns schweigend gegenüber, Essen lindert den Kummer. Ein bisschen Wein auch. Was zur Hölle haben wir gemacht bevor unser zu Hause uns dank dem Internet unendliche Möglichkeiten und tausende Welten geboten hat? Wir wissen es nicht.

WUT

Der erste Technikertermin verstreicht ergebnislos, dann der Zweite. Die Leere in unseren Seelen wird durch Wut ersetzt. Welches Arschloch hat unsere Leitung gekappt und wieso? Der Verdacht fällt auf unser Karma, wir haben wohl häufig negativ Punkte gesammelt. Hätte ich den Pulli beim H&M nicht klauen sollen? Meiner besten Freundin die 20 Euro auf die sie vergessen hat doch zurückgeben sollen? Nicht aus dem Fenster in den Innenhof kotzen ohne es aufzuwischen? Für Licht ins Dunkel spenden? Peter Rapp ist ein gerissenes Schlitzohr, er hat sich bestimmt gut gestellt mit Gott und zeigt jetzt mit seinem knubbeligen Finger auf uns: „DIE DA! DIE INTERESSIERT DAS SCHICKSAL VON BEHINDERTEN KINDERN NICHT!“ Wir beginnen unsere Emotionen an den Mitarbeitern am Telefon auszulassen. „Frau Walter, Sie brauchen mich jetzt gar nicht so anfahren. Ich hab da auch keine Ahnung..„ „WOLLEN SIE MICH FROZZLN? HAT BEI EUREM SCHEISSVEREIN IRGENDWER VON IRGENDWAS EINE AHNUNG? ICH GLAUB NÄMLICH NICHT!!!!!!“

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DEPRESSION

Unsere Seelen sind jetzt so dunkel wie der Wintereinbruch. Die Tage füllen sich mit grottenschlechtem Fernsehen (Verklag mich doch, Zwei bei Kalwass, Shopping Queen) und Mikrowellenessen. Wir haben keine Ahnung was vor unserer Tür passiert: Facebook sagt es uns nicht mehr, eigentlich interessiert es uns aber auch nicht. Die Laptops werden nur mehr aufgedreht um ein bisschen Kings of Convenience zu hören und sich Photos aus besseren Zeiten anzusehen. Wir versuchen es mit Computerspielen, es funktioniert nicht.

AKZEPTANZ

Dann geht es Schlag auf Schlag. Wir winden uns mit den letzten Kräften aus unserem Tief und ein neues Leben fängt an. Wir beginnen unsere Freunde abseits von Schnapsgetränkten Parties zu treffen, so richtig untertags. Wir wundern uns wie viele Facetten ihrer Persönlichkeiten uns bisher verborgen blieben. Um die Wohnung wieder zu beleben schmeißen wir Dinner Parties, die machen uns zwar pleite aber glücklich. Am Wochenende setzen wir uns ins Auto und fahren ins Grüne um Spazieren zu gehen, wir werden eins mit der Natur und sehnen uns nach einer Kindheit am Bauernhof. Das Leben hat plötzlich wieder einen Sinn, wir duften nach Blumenwiese und haben glühende Bäckchen. Es ist schön auf der Welt zu sein.

Dann kam der Messias und reparierte unser Internet.

DONNERSTAG:

Deilia Bstevice oder Dei liabste Vice, die Veranstaltung mit dem guten Namen, die gar nichts mit uns zu tun hat, hat dieses mal David Schalko zu Gast, der seine Lieblingsplatten spielt. Außerdem: SEXY DEUTSCH (ja, das muss in all caps sein, weil…. muss halt!) mit Oneman und überhaupt wahnsinnig guter Musik, Video-Trailern und in der Camera. Pflichttermin as in PFLICHTTERMIN! 1x2 Tickets unter win@vice.at mit dem Betreff "Sexy Teuton"

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FREITAG:

In der Kunsthalle gibt es eine verdammt gute Ausstellung, die quasi der zweite Teil der nicht minder guten Ausstellung ist, die wir im Sommer in der Lust Gallery veranstaltet haben. Sie heißtZeitgeist:Photography und zeigt Bilder von so überguten Menschen wie Piotr Sokul, Bree Zucker oder Philippe Gerlach. Danach spielen wir ein paar Rap Platten in der Manga Bar, weil das Roxy erst später wieder aufmacht. Es könnte voller werden. Bitte beschwert euch nicht, wenn wir keins der Lieder spielen, die ihr auf FB gepostet habt. Rap ist keine Demokratie. Als Alternative könnten wir Everybody's Darling im Club U anbieten. Da gibt's große Long Island Ice Teas und Italo Disco nach Argentoscher Art. 1x2 Tickets für HAM unter win@vice.at mit dem Betreff "Cot Ham"

SAMSTAG:

Hartes Wochenende. Verdammt hartes Wochenende. Die Zwei, also die sehr freundlichen Menschen von Pola Riot und WRED, tun das einzig richtige und holen endlich wieder Schlachthofbronx nach Wien. Die haben nicht nur eine Nummer auf dem neuen Snoop Lion Album produziert, sondern sind an sich super. 1x2 Tickets unter win@vice.at mit dem Betreff "La La La".

SONNTAG:

Mehr Bilder in der WAF Gallery von Rade Petrasevic und Mario Grubisic. Auch zum kaufen.