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Ich habe versucht, mich mit Kombucha zu betrinken

Statt einem ordentlichen Rausch waren bei meinem Selbstversuch jedoch eher Kotze und feuchte Donnerfürze angesagt.

Als vor einiger Zeit in aller Munde war, hätte man meinen können, dass das ranzige, faulige Teegetränk magische Kräfte besitzt. Ich erinnere mich noch dunkel daran, wie ich in einem Bioladen in der Warteschlange stand, während die Kassiererin einer Kundin unbedingt erklären musste, wie sie durch das tägliche Trinken mehrerer Liter Kombucha ihren Krebs besiegt hatte. Bei mir stieß sie damit allerdings auf taube Ohren und ich ließ den Kombucha-Trend genauso an mit vorbeiziehen wie den Grünkohl-, den Kokoswasser- oder den Quinoa-Trend.

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Kombucha Kombucha besitzt angeblich viele palliative Eigenschaften, vom Stärken des Immunsystems bis hin zur Heilung von AIDS. Ich glaube an nichts davon. Die gesundheitlichen Zauberkräfte sollen dem schleimigen Hefe- und Bakterienklumpen innewohnen, der sich in dem Getränk befindet. Allerdings gibt es weder irgendwelche Forschung noch Studien, die solche Behauptungen untermauern. Eine positive Eigenschaft kann man Kombucha jedoch ohne Zweifel zuschreiben: Das Ganze enthält ein bisschen Alkohol.

Da ich mich für VICE schon ein paar Mal etwas hirnrissigen Selbstversuchen unterzogen habe, stellte ich mich auch hier direkt zur Verfügung und versuchte, mich mit Kombucha zu betrinken.

Da ich in San Francisco lebe, befinden sich immer zwischen fünf und vierzig Bioläden in Laufnähe. Ich betrat den nächstgelegenen und der dort arbeitende, freundliche Verkäufer schien nicht überrascht, als ich fragte, welche Kombucha-Marke mich am schnellsten betrunken machen würde. Er erklärte mir, dass die Behörden bei den bekannteren Marken genauer auf den Alkoholgehalt schauen würden, die kleineren Unternehmen jedoch meistens nicht so genau überprüft werden. „Der Gärungsprozess setzt erst ein, nachdem das Getränk abgefüllt wurde. Je länger es steht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es dich betrunken macht."

Er reichte mir eine Flasche und deutete auf das kurz vor dem Ablauf stehende Verfallsdatum: „Damit fährst du wohl am besten. Die steht hier schon eine ganze Weile rum."

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Dann lachte er erstmal kurz auf und meinte schließlich: „Wenn das Ganze ordentlich Umdrehungen hat, dann ist da auch ein stechender Geschmack." Er reichte mir eine Flasche und deutete auf das kurz vor dem Ablauf stehende Verfallsdatum: „Damit fährst du wohl am besten. Die steht hier schon eine ganze Weile rum." Also packte ich das Getränk zusammen mit 14 anderen Kombucha-Sorten ein und machte mich auf nach Hause.

Dort angekommen sortierte ich meine Beute erstmal ordentlich nach Größe, Farbe und Geschmack. Manche Sorten muteten dabei wie Dosenbier an, eine andere besaß hingegen sogar einen Bügelverschluss. Der Rest erinnerte mich an alte Medizinflaschen—und roch auch dementsprechend.

Als ich schließlich die Flasche mit dem Bügelverschluss als erstes öffnete und daran roch, fielen mir auf die Schnelle nicht genügend Synonyme für „ranzig" und „faul" ein, um das Aroma zu beschreiben. Echt ekelhaftes Zeug halt. Ich nahm einen Schluck und hatte sofort eine Gatorade-Flasche im Kopf, die man geöffnet in einem gammligen Schuppen vergessen hat und in der sich bereits Staub und tote Insekten angesammelt haben. Nach ein paar weiteren Schlücken stand für mich fest, dass dieses Getränk genau nach dem schmeckt, was es eigentlich auch ist: alter, modriger Tee mit künstlichen Geschmacksverstärkern. Ich presste noch so viel dieser Kombucha-Sorte in mich rein wie möglich und rülpste daraufhin erstmal ordentlich. So weit, so gut.

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Ich machte mit einer der Dosen weiter, der man den eleganten Namen „Rose Black" gegeben hatte. Beim Öffnen erwartete ich eigentlich erneut einen widerlichen Geruch, aber da war nichts. Ein kleiner Schluck verriet mir dann sofort, dass hier nichts vergoren oder alkoholisch war. Nein, diese Sorte schmeckte sogar ganz gut und erinnerte mich an Tee, in den man Rosenblätter eingeweicht hatte. Einen stechenden Geschmack konnte ich hier nicht ausmachen. Aufgrund des fehlenden Alkoholgehalts ging ich ganz traurig zur nächsten Sorte über.

Auf der nächste Flasche waren die Worte „intensiver Kirschgeschmack" zu lesen. So roch das Ganze auch und als die Karbonisierung meine Nase hochkroch, musste ich unverzüglich das Gesicht verziehen. Den ersten Schluck bereute ich dann auch sofort. Ich konnte zwar das Kirschpulver ausmachen, mit dem diese Ekelspülung schmackhaft gemacht werden sollte, spuckte das Ganze jedoch trotzdem wieder aus und stellte die Flasche so weit weg wie nur möglich.

Ich probierte mich durch noch ein paar weitere Glasflaschen und die meisten Sorten waren dabei schon irgendwie genießbar—geschmacklich bewegten sie sich allerdings immer noch zwischen saurem Hustensaft und einer Urinpfütze. Und obwohl ich bisher nur wenig Kombucha getrunken hatte, konnte ich bereits richtig spüren, wie sich die verschiedenen Bakterien in meinem Inneren einen heißen Kampf lieferten. Einem Flaschenaufdruck zufolge versorgt mich eine normale Portion Kombucha mit einer Milliarde lebender Kulturen. Ich glaube, dass man Bakterien nicht einfach so wahllos vermischen sollte.

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Ich entschloss mich dazu, in die Vollen zu gehen und das fast abgelaufene Kombucha-Getränk zu probieren, das mir der Bioladen-Mitarbeiter empfohlen hatte. Bereits nach einem kleinen Schluck hatte ich keine Zweifel mehr daran, dass da wirklich Alkohol drin war. Ich schaffte es, dreimal ordentlich anzuziehen. Die Chia-Samen gaben dem Ganzen außerdem noch eine sehr interessante Konsistenz.

Die darauffolgende Stunde war ich damit beschäftigt, jede einzelne der 15 Flaschen so weit wie möglich zu leeren. Die leichter erträglichen Geschmackssorten gingen dabei besser runter und ich konnte schon richtig fühlen, wie sich mein Magen aufblähte.

Nachdem ich knapp einen Liter Kombucha getrunken hatte, gönnte ich mir draußen eine Zigarette und überprüfte mein Trunkenheits-Level. Die Sonne und der Glimmstängel machten mich ein bisschen schwindlig und ich spürte, wie sich ein leichter Kotzreiz dazu bereit machte, meinen Hals hinaufzuklettern. Ich fühlte mich zwar schon ein bisschen daneben, aber beschwipst oder gar betrunken konnte man meinen Zustand garantiert nicht nennen. Am ehesten kam ich mir noch vor wie ein mit Gas gefülltes Wasserbett, was so gesehen ja nicht allzu schlimm war. Ich pustete in ein Alkoholtestgerät und das Display zeigte eine fette Null an. Jetzt hatte ich es auch schwarz auf weiß: Ich war nicht betrunken.

Da ich den Bakterien in meinem Magen noch ein paar Helfer schicken wollte, um mir einen ordentlich Rausch zu geben, kämpfte ich mich durch noch ein paar weitere bernsteinfarbene Flaschen. Jeder letzte Schluck war dabei etwas schleimig—in etwa so die wie Spucke eines starken Rauchers—und nur mit Mühe runterzubringen. Der Kotzreiz wurde inzwischen immer stärker. Außerdem musste ich dringend aufs Klo.

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Ich stellte mir vor, wie 15 verschiedene Tees in meinem Magen umherschwappten und wie kleine Bakteriensoldaten um die Vorherrschaft in meinem Körper kämpften.

Nachdem ich inzwischen irgendwas zwischen einem und zwei Litern Kombucha getrunken hatte, musste ich doch etwas überrascht feststellen, dass mein Urin sehr dunkel gefärbt war. Und obwohl ich den ganzen Tag über nichts gegessen hatte, kroch da etwas in Form eines langen und übelst feuchten Furzes aus mir heraus.

Als ich schließlich die Zwei-Liter-Marke überschritt, war ich zwar immer noch nicht betrunken, aber ich musste trotzdem definitiv kotzen. Zwar hatte ich mich relativ schnell an den ranzigen Kombucha-Geschmack gewöhnt, aber das dauerhafte Rülpsen brachte dann doch immer wieder neue Aroma-Kombinationen hervor. Ich stellte mir vor, wie 15 verschiedene Tees in meinem Magen umherschwappten und wie kleine Bakteriensoldaten um die Vorherrschaft in meinem Körper kämpften. OK, vielleicht war ich doch ein wenig beschwipst. Diesmal zeigte das Alkoholtestgerät sogar einen Promillewert von 0,1 (0,01 Prozent auf dem Messgerät) an. Von diesem Mini-Erfolg angetrieben hechtete ich ins Badezimmer, um erstmal ordentlich zu speien. Die Mischung aus Kombucha-Tee und Chia-Samen ergab dabei ein schönes Muster in meinem Porzellanthron und ich fragte mich kurz, ob man sich in seinem Mund eine Hefepilz-Infektion holen könnte.

Zwar versuchte ich danach noch, die restlichen Flaschen gar zu leeren, aber dabei wurde schnell deutlich, dass mein Experiment vorbei war. Mein Körper wollte nicht mehr weiter mit übelriechender Flüssigkeit gefüllt werden und mein Promillewert war auch wieder auf Null zurückgegangen. Insgesamt habe ich bei meinem Selbstversuch knapp drei Liter Kombucha getrunken und auch das meiste davon drin behalten. Umgerechnet entspricht diese Menge ungefähr einem Bier. Und ich Schwächling musste davon kotzen.

Nachts versuchte ich dann zu schlafen, aber mein Körper hatte sich in eine Gasfabrik verwandelt: Alle 20 Minuten entwich stinkende und womöglich giftige Luft aus einer meiner Körperöffnungen. Ich verbrachte den darauffolgenden Arbeitstag schließlich zum Großteil mit großen Geschäften und musste dazu noch viel über mein Telefon arbeiten, während donnernde Fürze die Wände der Toilette erzittern ließen.

Mein Fazit zum Trinken von fast drei Litern ekelhaftem Gär-Tee, nur um einen Alkoholwert von 0,1 Promille zu erreichen? Ich würde es nicht weiterempfehlen.

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