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Laut Berichten der Presse plant Strache seit Längerem eine "Wirtschaftsoffensive". Und so gibt er sich auch im Sommergespräch betont liberal: Senkung der Abgabenquote, Initiativen für Betriebe, Verwaltungsreform, Abbau von bürokratischen Hürden. Das ist gut und schön und hilft ihm sicher bei den Mittelständlern auf dem Neustifter Kirtag, aber nicht bei den wütenden und/oder ängstlichen Wählern vom Viktor-Adler-Markt.Strache beherrscht den Spagat mittlerweile so gut, dass er problemlos in Rio hätte antreten können.
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Irgendwann, man kann gar nicht mehr so richtig sagen wann, kippt das Gespräch. Strache wird vom Kanzler wieder zum Oppositionsführer. Beim Thema Asyl hält er plötzlich eine Tafel hoch und behauptet, er wisse von "einem Insider aus dem Innenministerium", dass die Zahlen der Obergrenze eigentlich schon fast erreicht seien. FPÖ-Moderationskarten tauchen in seiner Hand auf.Da muss man kurz an die These des "postfaktischen Zeitalters" denken: Die vorbereiteten Zahlen müssen nicht stimmen, damit Strache damit durchkommt. Sie sind live einfach nicht gegenzuchecken. Und wenn Strache Schnabl den Satz "Da haben sie offenbar schlecht recherchiert!" entgegen schmettert, hängt plötzlich "Aussage gegen Aussage" in der Luft, und zumindest bei seinem Publikum dürfte das funktionieren.Strache muss auf den Putz hauen, darum kommt er nicht herum.
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Gegen Ende kommt Strache dann doch nicht umhin, zu den Vorschlägen von Sebastian Kurz wie die 1-Euro-Jobs Stellung zu nehmen. Er muss sie gleichzeitig befürworten, aber auch darauf hinweisen, dass das ja eigentlich nicht der Verdienst von Sebastian Kurz sei, sondern der FPÖ. Dabei muss sich Strache ein bisschen verbiegen, aber nicht so, dass Bruchgefahr besteht.Es ist ja überhaupt eine der größeren Fragen der letzten Wochen und überhaupt der politischen Kommunikation Österreichs, ob es der FPÖ schadet, wenn sich andere Parteien an ihre Positionen annähern. Nach der landläufigen "Schmied/Schmiedl-These" hilft es der FPÖ eher, weil sie dann so dasteht, als habe sie eh immer Recht gehabt. Österreichs Hauspolitologe Peter "The Filz" Filzmaier wies allerdings in der ZiB2 darauf hin, dass es durchaus die Strategie von Kurz (Burka) und Kern (Türkei) sein könnte, Strache aus den Schlagzeilen zu drängen und ihm dadurch die Luft zum Atmen wegzunehmen.Strache hat sich im Sommergespräch nicht schlecht gemacht. Seine große Bewährungsprobe kommt allerdings mit der nächsten Nationalratswahl. Schafft er es da wieder nicht, die FPÖ in die Regierungsverantwortung zu führen, könnte auch der Stuhl des FPÖ-Chefs schneller wackeln als ihm lieb ist.Jonas auf Twitter: @L4ndvogt