Ein nerviger Begleiter von Familientreffen ist das Streiten über Grundsatzthemen. Mit Eltern, die glauben, Corona sei ein Fake und Schwurbler-Onkels, die Putin verehren. Oder – und das ist vielleicht der neueste Streitpunkt – man diskutiert mit Familienmitgliedern, die überzeugt sind: Wer Cannabis legalisiert, würde auch Crack an Babys verteilen.
Auch bei VICE: Fängst du an zu kiffen, wenn Cannabis legal wird?
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Denn die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, dass Cannabis legal werden soll. Erwachsene ab 18 Jahren, so steht es in einem Eckpunktepapier aus dem Oktober, sollen dann zu reinen Genusszwecken eine Höchstmenge von 20 bis 30 Gramm Cannabis erwerben und besitzen dürfen. Eine THC-Obergrenze ist erst einmal nicht vorgesehen. Das Cannabis soll laut Plan ausschließlich auf deutschen Plantagen wachsen und in lizensierten Fachgeschäften verkauft werden.Das bereitet einigen Menschen ziemliche Angst. Vielleicht ja auch deinen Eltern oder anderen Verwandten. Also haben wir uns die gängigsten Sorgen angeschaut, die immer wieder auftauchen, wenn Menschen gegen die Legalisierung von Cannabis argumentieren. Und wir haben sie einem Faktencheck unterzogen.
1. Kiffen macht dumm und faul
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Vor allem bei jungen Menschen wirkt sich ein regelmäßiger Cannabiskonsum nachhaltig negativ auf die Gedächtnisleistung aus. Das liegt daran, dass ihr Gehirn sich noch entwickelt und regelmäßig konsumiertes THC in hohen Dosen in diese Entwicklung eingreift. Kleinere Studien konnten aber auch belegen, dass diese Effekte nicht auf diejenigen zutrafen, die erst später mit dem Kiffen anfingen und dann wieder aufhörten.Und wie sieht es mit dem Klischee vom faulen Kiffer aus? Eine Studie aus dem vergangenen Jahr zeigt, dass Menschen, die kiffen, in der Regel nicht weniger motiviert sind als Menschen, die nicht kiffen. Barbara Sahakian, eine der Autorinnen der Studie sagte dazu: "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Cannabis als Freizeitdroge keinen Einfluss auf die Motivation der Konsumierenden hat. Einige unserer Studienteilnehmer konsumierten täglich Cannabis und waren nicht häufiger unmotiviert."Ein Schrecken vieler Eltern ist, dass jeder Joint die Chance erhöht, eine psychotische Erkrankung auszulösen, etwa Schizophrenie. Grundsätzlich verändert jede psychoaktive Substanz, zum Beispiel Alkohol, den Bewusstseinszustand für eine gewisse Zeit. Oft ist das sogar erwünscht. Halten die Symptome aber über den Rauschzustand hinaus an, kann man von psychotischen Symptomen sprechen. Es gibt jedoch nicht die eine typische Form von Psychose. Und ob man eine psychotische Störung entwickelt, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Die Genetik gehört dazu, aber auch Cannabiskonsum.
2. Cannabis löst Psychosen aus
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Löst Kiffen also Psychosen aus? Eine Metaanalyse von 91 Berichten im Jahr 2013 ergab, dass Cannabiskonsumenten im Vergleich zum Rest der Bevölkerung fast doppelt so häufig zum ersten Mal an einer Psychose erkrankten. Eine andere Metaanalyse verschiedener Studien stellte 2011 fest, dass Menschen, die Cannabis konsumierten, im Vergleich zu denjenigen, die nicht gekifft haben, etwa 2,7 Jahre früher zum ersten Mal eine Psychose hatten. Außerdem kifft, laut einer weiteren Metaanalyse aus dem Jahr 2016, fast jeder dritte psychotische Patient zum Zeitpunkt der Ersterkrankung regelmäßig.Ein klarer Fall also? Nein. Die Autoren der Studienübersicht warnen davor, allein aus diesen Daten zu schließen, dass Cannabis der Auslöser für die psychotische Erkrankung ist. Denn es könnte auch sein, dass Menschen, die anfällig für Psychosen sind, schlicht häufiger kiffen – zum Beispiel als Selbstmedikation.Noch eine andere Tatsache spricht dagegen, dass Cannabiskonsum die Ursache von Psychosen ist: Obwohl mehr Menschen kiffen als vor 20 Jahren und die durchschnittlichen THC-Werte von Cannabisprodukten in vielen Regionen steigen, gibt es keinen gleichzeitigen Anstieg psychotischer Störungen in der Gesamtbevölkerung. Der THC-Wert spielt jedoch eine entscheidende Rolle. Eine Studie aus elf europäischen Ländern und Brasilien hat 2019 festgestellt, dass mehr Menschen an Psychosen erkranken, wenn täglicher Konsum von Cannabis mit über zehn Prozent THC dort üblich ist. Die Forschenden in dieser Studie kamen zu dem Schluss, dass man zwölf Prozent der Neuerkrankungen psychotischer Störungen verhindern könnte, wenn kein hochpotentes Cannabis im Umlauf wäre. In London sogar bis zu 30 Prozent und in Amsterdam jede zweite psychotische Störung.
Löst Kiffen also Psychosen aus? Eine Metaanalyse von 91 Berichten im Jahr 2013 ergab, dass Cannabiskonsumenten im Vergleich zum Rest der Bevölkerung fast doppelt so häufig zum ersten Mal an einer Psychose erkrankten. Eine andere Metaanalyse verschiedener Studien stellte 2011 fest, dass Menschen, die Cannabis konsumierten, im Vergleich zu denjenigen, die nicht gekifft haben, etwa 2,7 Jahre früher zum ersten Mal eine Psychose hatten. Außerdem kifft, laut einer weiteren Metaanalyse aus dem Jahr 2016, fast jeder dritte psychotische Patient zum Zeitpunkt der Ersterkrankung regelmäßig.Ein klarer Fall also? Nein. Die Autoren der Studienübersicht warnen davor, allein aus diesen Daten zu schließen, dass Cannabis der Auslöser für die psychotische Erkrankung ist. Denn es könnte auch sein, dass Menschen, die anfällig für Psychosen sind, schlicht häufiger kiffen – zum Beispiel als Selbstmedikation.Noch eine andere Tatsache spricht dagegen, dass Cannabiskonsum die Ursache von Psychosen ist: Obwohl mehr Menschen kiffen als vor 20 Jahren und die durchschnittlichen THC-Werte von Cannabisprodukten in vielen Regionen steigen, gibt es keinen gleichzeitigen Anstieg psychotischer Störungen in der Gesamtbevölkerung. Der THC-Wert spielt jedoch eine entscheidende Rolle. Eine Studie aus elf europäischen Ländern und Brasilien hat 2019 festgestellt, dass mehr Menschen an Psychosen erkranken, wenn täglicher Konsum von Cannabis mit über zehn Prozent THC dort üblich ist. Die Forschenden in dieser Studie kamen zu dem Schluss, dass man zwölf Prozent der Neuerkrankungen psychotischer Störungen verhindern könnte, wenn kein hochpotentes Cannabis im Umlauf wäre. In London sogar bis zu 30 Prozent und in Amsterdam jede zweite psychotische Störung.
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Psychotische Störungen sind komplex und lassen sich nicht auf die Tatsache reduzieren, dass jemand kifft. Jemand der genetisch zu psychotischen Störungen neigt und regelmäßig stark THC-haltiges Cannabis konsumiert, erhöht sein Risiko zu erkranken. Eine Rolle spielen dabei auch synthetische Cannabinoide, aber dazu später unter Punkt 5. Übrigens: Während THC das Risiko für psychotische Störungen erhöht, könnte das ebenfalls in den Cannabisblüten enthaltene CBD sogar antipsychotisch wirken, so die Forschenden der Studie von 2019. Da es aber auf dem Schwarzmarkt unmöglich ist, herauszufinden, wie hoch der THC-Gehalt, geschweige denn der CBD-Gehalt der Ware ist, bleibt der illegale Erwerb das höhere Risiko für psychotische Störungen. Sobald Cannabis legal ist, fangen alle an zu kiffen – zumindest sagen das einige Legalisierungsgegner. Gemäß dieser Logik würde sie selbst ebenfalls nur das Verbot davon abhalten, Cannabis zu konsumieren. Die Gründe warum jemand konsumiert sind aber vielfältig. Aus Ländern, in denen Cannabis bereits entkriminalisiert oder legalisiert wurde, wissen wir, dass sich das in den meisten Fällen kaum auf den Konsum auswirkt. Weder ist es so, dass Menschen nur kiffen, weil es verboten ist, noch umgekehrt. Zu diesem Ergebnis kam eine vergleichende Studie des UK Home Office im Jahr 2014. Das gilt übrigens auch für Jugendliche. Gerade sie soll das Verbot in den Augen von Legalisierungsgegnern schützen.
3. Vor allem junge Menschen werden mehr kiffen
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Es stimmt zwar, dass sich Cannabiskonsum besonders auf junge Menschen negativ auswirken kann (siehe Punkt 1). Ein Verbot hält sie aber nicht davon ab. Einige Studien sprechen sogar eher für das Gegenteil. Das Centre for Drug Research in Frankfurt am Main hat 2014 Jugendliche zu ihrem Cannabiskonsum befragt. Zehn Prozent gaben an, dass die Illegalität unter anderem ein Anreiz für sie ist, zu konsumieren. Dagegen gab nur ein Prozent der drogenunerfahrenen Jugendlichen an, dass allein das Verbot sie vom Konsum abhalten würde. Sie hatten schlichtweg kein Interesse am Cannabiskonsum. Ein Blick in die USA nach Washington D.C und Colorado bestätigt diese Tendenz. Dort ist der Freizeitkonsum von Cannabis für Erwachsene legal. Eine Studie, die das Konsumverhalten von 1,4 Millionen Jugendlichen über 15 Jahre vergleicht, kam zu dem Ergebnis, dass seit der Legalisierung im Jahr 2014 in den US-Staaten, die Cannabis vollständig legalisierten, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teenager regelmäßig kifft, um neun Prozent gesunken ist. Das wird unter anderem damit erklärt, dass es eine Legalisierung Jugendlichen sogar erschwert, an Cannabis zu kommen, da es weniger Dealer gibt und eine Altersbeschränkung in den Fachgeschäften. Auch in Portugal, das den Besitz und Konsum von Drogen wie Cannabis, Ecstasy und Heroin seit 2001 entkriminalisiert hat, liegt die Zahl der kiffenden Jugendlichen unter dem europäischen Durchschnitt.
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4. Die Legalisierung sendet das Signal, Cannabis wäre harmlos
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5. Cannabis wird immer stärker und gefährlicher
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6. Der Schwarzmarkt bleibt bestehen
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In den Niederlanden ist die Sache ganz anders. Hier ist Cannabis aber auch nicht legal, der Verkauf und Konsum wird lediglich geduldet. Die Produktion und Lieferung ist illegal und wird deswegen von Kriminellen organisiert. In den Regionen, in denen es kaum Coffee-Shops gibt, füllt ebenfalls der Schwarzmarkt die Versorgungslücke. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die Anzahl der Coffee-Shops in den Niederlanden halbiert. Da die Produktion und Lieferung immer noch illegal ist, kann niemand offiziell prüfen, was in dem Gras steckt, dass die allermeisten Niederländer in Coffeeshops kaufen. Wenn Deutschland bei der Legalisierung also etwas richtig machen will, dann sollte es sich um eine flächendeckende Versorgung bemühen, Preise wählen, die sich am aktuellen Schwarzmarkt orientieren und die Produktion und Lieferung in überprüfbare Hände legen. Cannabis ist längst eine Volksdroge. Laut des Epidemiologischen Suchtsurveys 2018 haben fast ein Drittel der Deutschen zwischen 18 und 64 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben gekifft. 4,5 Millionen Deutsche kiffen regelmäßig. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, es ist aber eine Realität, mit der die Politik sich auseinandersetzen muss. Wenn 4,5 Millionen Menschen kiffen, sollten wir garantieren, dass das Zeug nicht gestreckt oder in fragwürdigen Lieferketten hergestellt wird.Die bereits legale Volksdroge Alkohol kann man als Wirkstoff mit Cannabis kaum vergleichen. Er löst bei regelmäßigem und übermäßigem Konsum viele Krankheiten aus, zerstört aktiv Zellen im Körper und macht schnell abhängig. Nicht auszudenken, wie schlecht die Situation wäre, wenn Alkohol illegal wäre. Aber auch so sterben jährlich etwa 74.000 Menschen an den Folgen des Konsums. Bei Tabak sind es 127.000, bei Cannabis 0.
7. Wir brauchen nicht noch eine Volksdroge
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8. Cannabis ist eine Einstiegsdroge
9. Cannabis anbauen ist eine Klima-Sünde
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